Aufstock-Profile –
Vorzeigeprojekte, die ihre Dächer sinnvoll nutzen – Teil 1
In vielen Großstädten ist Platz Mangelware, während die Nachfrage nach Wohn- und Arbeitsraum stetig steigt. Aufstockungen eröffnen hier neue Möglichkeiten, ungenutzte Dachflächen intelligent zu nutzen und zusätzlichen Raum zu schaffen. Die folgenden Beispiele zeigen, wie kreativ und nachhaltig solche Projekte umgesetzt werden können.
Auf Wolke 10
Nicht nur Wohnungen und Büros sind knapp, auch Kita-Plätze werden in vielen Städten dringend benötigt. In Nürnberg fand man dafür eine ungewöhnliche Lösung: Auf dem Dach eines 1979 erbauten Parkhauses entstand 2015 die Kindertagesstätte „Wolke 10“, benannt nach ihrem Standort auf dem zehnten Parkdeck hoch über den Straßen der Südstadt.
Um das bestehende Gebäude nicht zu überlasten, entschieden sich die Architekten für eine leichte Holzständerbauweise [Glossar]. Holz ist das prägende Material der Kita: Die Fassade ist mit naturbelassener, waagerechter Holzschalung [Glossar] verkleidet, die sich auch in den Gebäudeeinschnitten unter den überstehenden Flachdächern fortsetzt. Selbst die Terrassen auf dem Flachdach sind vollständig aus Holz gestaltet und fügen sich harmonisch in das Gebäude ein.
Bevor der Bau in rund 16,70 Metern Höhe beginnen konnte, mussten zunächst 700 Tonnen Gartenbelag entfernt werden, um genügend Gewichtreserven für die Aufstockung zu schaffen. Der neue Holzbau erstreckt sich über die südliche Hälfte des Parkdecks. Die andere Hälfte wurde als großzügige Außenfläche gestaltet, mit Sandkasten, Klettergeräten und viel Bepflanzung. Eine drei Meter hohe Mauer schützt die Kinder vor Wind und neugierigen Blicken, während die großen Fenster der Gruppenräume einen weiten Ausblick über die Dächer Nürnbergs bis hin zur Kaiserburg bieten.
Auch innen überzeugt die Kita: Die Räume sind hell, offen, gut proportioniert und sorgfältig gestaltet. Besonders wichtig für die Kinder ist die großzügige Spiel- und Gartenlandschaft auf dem Flachdach. Ein Aufzug verbindet die Straße direkt mit dem Eingang der Kita und sorgt für einen bequemen und sicheren Zugang.
Die Idee, eine Kita auf einem Parkhaus zu errichten, stammte vom Musikhändler Andreas Klier, dessen Geschäft sich direkt darunter befindet. Aus einer scheinbaren Not entstand so eine kreative Lösung, die heute 88 Kinder betreut, davon mehr als ein Drittel im Krippenbereich. Dass die Kita in leichter Holzbauweise [Glossar] umgesetzt wurde, unterstreicht nicht nur die gestalterische Eleganz, sondern zeigt auch die praktischen Vorteile von Holz: Leichtigkeit, Flexibilität und ein angenehmes Raumgefühl.