Leuchtturmprojekte –

Mehrgeschossige Holzbauten mit Vorbildcharakter – Teil 3

17. November 2025 |
Holzbau

Wo Holzkunst die Skyline prägt

Was einst als Wettbewerbsentwurf begann, ist heute das neue Wahrzeichen der Stadt Skellefteå im hohen Norden Schwedens: das Sara Kulturzentrum. Geplant vom renommierten Architekturbüro White Arkitekter aus Göteborg, erhebt sich der 20-geschossige Holzturm als markante Landmarke über der Stadt. In einer Region, die historisch vom Holzbau geprägt war und später von Stein und Beton dominiert wurde, steht das Zentrum für eine zeitgemäße Rückbesinnung auf nachhaltige Materialien und zeigt eindrucksvoll das Potenzial moderner Holzarchitektur.

Holz als Kunstträger

Im weitläufigen Sockelbau laden Theater, Galerie, Museum und Stadtbibliothek Besucherinnen und Besucher aus der Region ein. Der darüber aufragende Hotelturm mit Konferenzbereich, Restaurant und Spa richtet sich an Geschäftsreisende und Urlaubsgäste gleichermaßen.

Das Holz für den Bau stammt aus nachhaltiger, regionaler Forstwirtschaft. Mit 75 Metern Höhe soll das Gebäude mit einer erwarteten Lebensdauer von mindestens 100 Jahren deutlich mehr CO2 binden als verursachen. Die Fassade des Kulturzentrums kombiniert Glas und Holz zu einem lebendigen Wechselspiel, das Einblicke in die tragende Holzkonstruktion gewährt. Für die unterschiedlichen Nutzungen entwickelte Ingenieur Florian Kosche zwei maßgeschneiderte Tragwerkslösungen. Besonders innovativ ist das statische System des Hotelturms: Es basiert auf dreidimensional geplanten, vorgefertigten Brettsperrholzelementen (CLT) [Glossar], die rund um zwei ebenfalls aus CLT [Glossar] gefertigte Aufzugskerne gestapelt wurden. Für die weit gespannten Bereiche im Theater, Museum und in der Bibliothek kamen Träger und Stützen aus Brettschichtholz zum Einsatz. Stabilität liefern Kerne und Schubwände aus Brettsperrholz [Glossar]. Da das Tragwerk vollständig auf Stahlbeton verzichtet, konnte die Bauzeit verkürzt und der CO2-Fußabdruck weiter reduziert werden.

Das Kulturzentrum in Skellefteå überzeugt nicht nur architektonisch, sondern auch funktional: Barrierefreie Zugänge, offene Raumkonzepte und ein zentraler Eingangsbereich als „öffentliches Wohnzimmer“ fördern Begegnung und flexible Nutzung. Die Tragstruktur mit weit spannenden Fachwerkträgern aus Brettschichtholz [Glossar] ermöglicht wandelbare Grundrisse, während große Verglasungen visuelle Verbindungen zwischen öffentlichen Bereichen, Werkstätten und Bühnen schaffen.

Der Norden setzt erneut Maßstäbe im mehrgeschossigen Holzbau. Der nächste Artikel stellt ein spannendes Holzbauprojekt aus Deutschland vor, dass die Vielseitigkeit und Innovationskraft dieses Baustoffs eindrucksvoll unter Beweis stellt.